Nach ein paar Tagen im Großstadtdschungel hatten wir Lust auf den richtigen Dschungel! Da dieses Fleckchen Erde aber nicht mit dem Auto zu erreichen ist, wurde die Anreise schon zum Abenteuer: Mit 8 weiteren Passagieren warteten wir am Flughafen in Kuching auf das Boarding der Propellermaschine die uns in den Mulu Nationalpark bringen sollte.
Warum in den Mulu Nationalpark nach Borneo?
Der Park ist eindeutig am bekanntesten für seine riesigen Höhlen: Vier verschiedene Show Caves bzw. Schau-Höhlen sind besonders gut erschlossen und somit für alle Besucher einfach zugänglich. Hier erwarten einen dann sowohl krasse Felsformationen in Form von Stalaktiten und Stalagmiten als auch Millionen von Fledermäusen die die Höhlen tagsüber ihr Zuhause nennen. Wer Erfahrung damit hat sich länger in Höhlen aufzuhalten, kann auch eine Stufe weiter gehen und an einer ca. 8 stündigen Tour durch die Höhlen teilnehmen. Dabei verlässt man dann die einfachen Pfade und muss sich selbst sichern und abseilen können.
Ansonsten kann man im Mulu Nationalpark aber auch auf eigene Faust loslaufen, die Natur genießen, im Fluss baden oder nachts auf die Suche nach nachtaktiven Tieren gehen.
Gleich nach der Landung wurden wir dann von Helen, der Besitzerin unserer Unterkunft, herzlich in Empfang genommen. Sie erklärte uns, dass es nur von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens Strom geben würde. Wenn wir irgendwas aufladen wollen würden, müssten wir das also bedenken.
Kein Problem! Denn bei gefühlten 40 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit war unsere einzige Sorge, dass der Ventilator nachts nicht laufen würde. Bei den Temperaturen brauchte es keine großen Bewegungen um ins Schwitzen zu kommen und das hörte auch die folgenden Tage nicht mehr auf…
Cave of the Winds und Clearwater Cave
Am nächsten Morgen konnte es dann los gehen: nach einem einfachen Frühstück (bestehend aus Toast, Kaffee und Ei) laufen wir zum Parkeingang und treffen dort unseren Guide und eine 8-köpfige Gruppe mit der wir 2 Höhlen erkunden wollten. Gemeinsam kletterten wir ins Langboot und fuhren Flussaufwärts.
Es war richtig schwül und sah nach Regen aus, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Alle beobachteten die Umgebung, scannten die Bäume nach möglichen Tieren ab, sahen die Bewohner einer Siedlung bei ihrem morgendlichen Bad im Fluss und erfreuten sich an dem kühlen Fahrtwind. Unser erster Halt war eine kleine Siedlung wo wir gemeinsam einen kleinen Markt besuchten. Die Menschen bieten hier u.a. handgeflochtene Körbe, Matten und Armbänder zum Verkauf an, denn auch hier ist der Tourismus inzwischen eine wichtige Einnahmequelle geworden.
Anschließend setzten wir die Bootsfahrt fort und bevor wir den Schutz der ersten Höhle genießen können, setzt langsam der Regen ein…
In der Cave of the Winds gibt es gigantische Stalaktiten und Stalagmiten zu bestaunen, aber auch woher die Höhle ihren Namen hat, bekamen wir zu spüren. Inzwischen waren wir komplett nass, also hätten wir an der Stelle wohl alle gerne ausnahmsweise auf die kühlende Brise verzichtet.
Die anschließende Mittagspause fällt trotz starkem Regen nicht aus und so können wir uns stärken, ausruhen, sogar eine kleine Schlange entdecken und anschließend wieder los laufen, denn von der Clearwater Cave trennen uns nur noch ca. 200 Treppenstufen. Sind die erst mal überwunden betritt man ein riesiges Höhlensystem: Die Clearwater Cave ist mit über 222 km die längste Höhle Asiens und die achtlängste der Welt.
Was die Höhle sonst noch so besonders macht, ist der Fluss der sich seinen Weg hindurch gewaschen hat und die Pflanzen die sich hartnäckig an die Felsen klammern und trotz harter Bedingungen hier wachsen.
Vor der Höhle hat sich über die Jahre ein natürliches Schwimmbecken gebildet, in das klares Wasser aus der Höhle fließt bevor es in den Fluss mündet. Da wir alle sowieso schon nass sind, sind nur wenige ambitioniert sich hier aus den nassen Klamotten zu schälen um im kühlen Wasser zu planschen. Schön anzusehen war der „Pool“ aber trotzdem.
Garden of Eden
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Tour ausgesucht die versprach uns in den Garten Edens zu führen. Wir wussten nicht richtig was uns erwartet, aber unser Guide klärte uns gleich morgens auf: Es würde ein langer, wunderschöner Tag werden von dem wir dreckig und nass zurück kehren würden….
Diesmal brauchten wir kein Boot um die erste Höhle zu erreichen, sondern konnten bequem dorthin laufen. Die Lang Cave – benannt nach dem Entdecker der Höhle – ist die kleinste der vier Schau-Höhlen. Auch hier gibt es wieder Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen.
Im Anschluss daran, machen wir uns direkt auf den Weg zur Deer-Cave – der Name (Deer= Reh) war hier früher Programm. Denn viele Rehe kamen zur Nahrungssuche in die Höhle, doch inzwischen haben die Touristen sie wohl von hier „vertrieben“. Was es dafür aber noch im Überfluss gibt sind Fledermäuse: Geschätzt wird die Zahl auf 2-3 Millionen und während wir immer weiter in die Höhle laufen, bemerken wir schon den beißenden Geruch der von den riesigen Kothaufen ausgeht, die die Fledermaus-Kolonien überall hinterlassen haben. Dann folgt der unangenehme Teil: um in den Garten Eden zu kommen, müssen wir da durch! Ja richtig gelesen! Wir müssen uns durch schmale Felsspalte quetschen und über Felsen klettern – unser ständiger Begleiter: Fledermauskot unter den Schuhen, in den Schuhen, an den Beinen, an den Händen….
Als der steinige Teil überwunden ist und wir zu dem Part kommen, in dem wir alle durch tiefes Wasser waten oder schwimmen müssen um aus der Höhle in den angrenzenden Wald zu kommen, muss der Guide niemanden lange bitten: alle sind froh sich kurz „frischmachen“ zu können.
Anschließend laufen wir ungefähr eine Stunde durch dichten Wald: hierbei werden Blutegel unsere ständigen Begleiter. Nachdem sich einer der fiesen kleinen Würmer an meinem Bein festgesaugt hatte, werden bei jedem Grashalm der die Beine streift, paranoid die Beine abgesucht…
Als wir den Garten Eden dann erreichen sind wir alle froh über die Pause und eine Abkühlung im Wasserfall! Das haben wir uns echt verdient.
Nach der Pause treibt unser Guide uns zur Eile an: Das Wetter sieht schlecht aus und wir müssen uns beeilen. Er hat Sorge das der Regen das Wasser in der Höhle zu schnell ansteigen lassen würde und wir so in eine gefährliche Situation kommen könnte. Also „Safety First“ und zurück zum Ausgang der Höhle, denn hier wartet das finale Highlight unseres Ausflugs: Millionen Fledermäuse verlassen in riesigen Schwärmen die Höhle und das in den verrücktesten Formationen. Da hat uns Mutter Natur wirklich ein beeindruckendes Schauspiel geliefert!
Diesmal haben wir versucht unsere Zeit im Mulu Nationalpark in einem Video zusammen zu fassen…