„Leichte Brise“ in Patagonien – Das nennt ihr Wind? Wir nennen das Sturm!

Nachdem wir ein paar Tage in dem verschlafenen El Bolson verbracht haben, machen wir ENDLICH wieder einen Busmarathon und tun unserem Busstundenkontostand was Gutes. 😉 Inzwischen haben wir dann schon 372,5 Stunden im Bus verbracht…
Inklusive ungeplantem Reifenwechsel und diversen Kilometern über Feldweg, dauerte die Fahrt insgesamt 24 Stunden und wir sind sehr froh als wir endlich ankommen und uns ein bisschen die Beine vertreten können.

El Chaltén – Parque Nacional de los Glaciares

Der Ort gilt in ganz Patagonien als Wander- und Klettermekka und auf den ersten Blick gefällt uns der kleine 1600-Seelenort schon sehr gut: überschaubare Größe, ein paar Restaurants und Bars, zwei kleine Supermärkte, halbwegs günstige Campingplätze und das Beste ist, dass man bei gutem Wetter eine tolle Sicht auf mehrere Gipfel und Gletscher hat.

Nachdem wir eine Karte mit den unterschiedlichen Treks organisiert haben, überlegen und planen wir die nächsten Tage bzw. die möglichen Wanderungen. Da hier das unberechenbare Wetter (permanent weht ein starker Wind und immer wieder regnet es) das schlimmste ist, tun wir uns erst ein bisschen schwer aber am Ende fällt unsere Wahl auf mehrere Wege, die wir zu einer 3-tägigen Tour verknüpfen wollen.

Tag 1: El Chaltén – Laguna de los Tres

Nach einer stürmischen und verregneten Nacht haben wir Zweifel ob die Idee eine mehrtägige Tour zu machen wirklich gut war, machen uns aber am Mittag auf den Weg. Und es zeigt sich: wir haben Glück! Das Wetter spielt mit und die Sonne begleitet uns, vorbei an der Laguna Capri bis hin zu unserem Campingplatz. Wir wollen erstmal unser Zelt aufstellen und dann sehen ob das Wetter so bleibt, bevor wir uns auf den Weg zum Fitz Roy machen. Der ca. 3400m hohe Granitberg ist eine der Hauptattraktionen im Park an der chilenisch-argentinischen Grenze.


Trotz Sonnenschein fängt es ganz leicht an zu schneien (was einem echt nur im Sommer in Patagonien passieren kann, oder?!) aber nach kurzem Hin und Her entschließen wir uns, dass Wetter noch zu nutzen um eventuell einen Blick auf den Gipfel zu werfen. Nach ca. einer Stunde sind wir an der Laguna de los Tres und unsere Mühe wird belohnt: Nur kurz Warten und schon ziehen die Wolken weiter und wir sehen den Gipfel! Juhuuuu!

Wow, die zweite „schwere“ Entscheidung für heute hat sich also auch als richtig erwiesen und wir sind froh das wir noch weiter gelaufen sind! Trotz dem starken Wind, genießen wir die Aussicht so lange es geht & erst als sich die Wolken wieder vor den Gipfel zwängen treten wir den Rückweg an. Zum Glück, denn grade als wir eine halbe Stunde zurück am Zelt sind fängt es wieder an zu schneien und zu regnen.

Tag 2: Campamento Poincenot – Campamento De Agostini

An Tag 2 haben wir leider nicht so viel Glück mit dem Wetter: es ist bewölkt und fängt auch schon gleich nachdem wir losgelaufen sind an zu regnen bzw. zu schneien.
Zum Glück ist die heutige Etappe nicht besonders weit und nach ein paar Stunden kommen wir an, bauen das Zelt auf und hoffen auf besseres Wetter.

Leider klappt es mit dem Wetter nicht, also verbingen wir den Rest des Tages im Zelt und müssen unseren Plan zum Cerro Torre zu gehen auf morgen verschieben.

Tag 3: Cerro Torre – El Chaltén

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat, scheint am Morgen die Sonne in unser Zelt. Kurzer Blick nach draußen: Sonnenschein und blauer Himmel. Also schnell anziehen und das Wetter ausnutzen um hoffentlich den Gipfel zu sehen; frühstücken können wir auch später noch.
Entlang der Lagune führt ein kleiner Pfad der an einem Aussichtspunkt endet. Von dort soll man zum einen einen guten Blick auf den Cerro Torre und zum anderen auf den Glaciar Grande, einen Gletscher, haben. Gletscher: Check! Aber vom Gipfel sehen wir leider nichts. Fast eine Stunde sitzen wir dick eingepackt in der Sonne und warten darauf das sich die Wolken endlich zu unseren Gunsten verschieben, aber nichts tut sich! Als es uns dann doch etwas kalt wird und wir hungrig werden, gehen wir zurück.

Schon auf dem Rückweg sehen wir immer wieder die Spitze des Bergs aus den Wolken gucken und da wir natürlich nichts verpassen wollen, verlegen wir unser Frühstück kurzerhand vom Campingplatz auf einen Hügel. Von dort aus können wir die „Show“ dann beobachten und sehen endlich wie der Berg „seine Hüllen fallen lässt“. Unglaublich! Der Cerro Torre gilt als einer der schwierigsten und schönsten zu besteigenden Gipfel der Welt, da die Granitwände sehr steil und glatt sind. Wann hat man schon mal so eine Aussicht beim frühstücken?! ; )

Anschließend gehen wir zurück zum Campingplatz, packen unsere Sachen und machen uns am Mittag bei bestem Wetter auf den Rückweg.

Nach 2 Nächten beschließen wir weiter zu fahren und da uns der Bus zu teuer ist versuchen wir es mal wieder mit trampen in Richtung Calafate.

Leider ist ausgerechnet an diesem Tag eine Windgeschwindigkeit von ca. 110 km/h und wir warten ca. 1 Stunde bis uns jemand mitnimmt. Doch dann haben wir eine sehr angenehme Fahrt, zuerst mit einem Parkranger bis zur Ruta 40 und anschließend mit einer Reisegruppe. Davon abgesehen, dass wir im Bus auf der Treppe sitzen mussten, ist der Vorteil daran mit der Reisegruppe zu fahren, dass wir alle Fotostops und Infos mitnehmen konnten & das ganz umsonst.

El Calafate

Schon gleich nach unserer Ankunft in Calafate wissen wir, dass wir hier nicht lange bleiben möchten. Der Ort besteht nur aus Reiseagenturen und Restaurants, ist dazu völlig überteuert und das einzige wozu wir her gefahren sind: wir wollen den Perito Moreno Gletscher sehen. Doch auch das stellt sich als eine kostspielige Angelegenheit heraus! Um 80km mit dem Bus zu fahren, wollen die doch tatsächlich 30€ haben? Und dann noch ca. 20 € Eintritt nur um einen riesigen Eisklotz anzusehen?

Keine Frage, der Gletscher ist einzigartig! Das Eis ist im Durchschnitt ca. 55m hoch (!), hat mehr als 250 Quadratkilometer Fläche und es ist der einzige Gletscher der täglich weiter wächst und ist somit wirklich was Besonderes! Aber 100€ für einen Tagesausflug von wenigen Stunden?

Geld hin oder her, jetzt sind wir schon mal hier und wollen uns das Schauspiel nicht entgehen lassen. Also wieder ab an die Straße, Daumen raus halten und hoffen das uns jemand mit nimmt.

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Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir dann tatsächlich Glück und drei Mädels halten an und sammeln uns ein. Wie sich herausstellt sind die drei aus Rio Grande (in der Nähe von Ushuaia) und nur wegen einem Ricky Martin (ja den Typen gibt es anscheinend wirklich noch :-D) Konzert in Calafate. Die Fahrt vergeht durch unsere Plauderei total schnell und schon stehen wir vor dem Eingang. Wo haben wir das Ticket her? Die Mädels haben uns tatsächlich die Tickets bezahlt und bestehen darauf das wir ihre Gäste sind! Wieder mal sind wir von der Gastfreundschaft der Südamerikaner beeindruckt: Wildfremde Menschen nehmen dich mit, laden dich dann noch ein und vertreiben dir die Zeit mit netten Gesprächen und interessanten Geschichten! Wo bekommt man sowas schon? In solchen Momenten lieben wir das reisen und das trampen besonders und die Erfahrungen die wir hier sammeln, die netten Begegnungen die wir machen, all das wollen wir nicht missen!

Zusammen verbringen wir ca. 1 1/2 Stunden am Perito Moreno Gletscher. Immer wieder hört man ein lautes Krachen, wie bei einem schlimmen Unwetter und ab und zu sieht man ein Stück Eis abbrechen und ins Wasser fallen. Unglaublich beeindrucken und trotz schlechtem Wetter wirklich lohnenswert. Anschließend düsem wir gemeinsam zurück nach El Calafate, damit die Mädels sich für Ricky Martin aufbrezeln können. 😉

Die drei haben sogar angeboten uns am nächsten Tag, wenn sie zurück nach Hause fahren, mit Richtung Süden zu nehmen doch wir wollen erstmal zurück nach Chile, in den Torres del Paine Nationalpark.

Wir hoffen es geht euch gut und schicken viele Grüße in die Heimat!

Eure Tramps

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