La Paz, Death Road und Huayna Potosi

La Paz

Als wir am 30.10. in La Paz ankamen, hatten wir das große Glück das Pauline & Nils uns an ihre derzeitige „Vermieterin“ Eliana weitervermitteln.  Da die beiden La Paz verlassen, konnten wir bei ihr einziehen. Die Lage der Wohnung ist super, das Zimmer ist günstig und wir sind froh endlich nochmal ein eigenes Zimmer, eigenes Bad und vor allem eine richtige Küche benutzen zu können. Außerdem ist Eliana eine tolle Gastgeberin: sie hat super Tipps was man alles in und um La Paz machen kann, wie wir am besten mit einem der Busse ins Zentrum fahren, wo man gut essen gehen kann, wo es den günstigsten Markt gibt etc. …. einfach toll und wir fühlen uns ein bisschen wie zuhause. Es ist schön nochmal irgendwo anzukommen und Privatsphäre zu haben, deshalb ist uns schnell klar das wir hier länger bleiben werden.

Die ersten Tage verbringen wir damit die Stadt zu erkunden und uns mit Miet, Corine, Katka und Franc zu verabreden.

Die Stadt kommt uns vor wie ein einziger riesiger Markt. Wir besuchen u.a. den Mercado Rodriguez, einen gigantischen Markt auf dem man Lebensmittel aber auch Kleidung, Spielzeug, Kosmetik, DVD, CDs etc. kaufen kann. Das Verrückteste was wir entdeckt haben: dehydrierte Kartoffeln. Die kleinen weißen Knollen sollen auch noch nach 30 Jahren so frisch wie am ersten Tag schmecken…

Dehydrierte Kartoffeln

Das besondere an dem Markt ist, dass er anfangs in einer kleinen Markthalle abgehalten wurde aber nach und nach wuchs der Markt und dehnte sich auf die Straßen aus. Fazit: die Marktstände überschwemmten die Straßen und so wurden die Straßen kurzerhand für den Verkehr gesperrt. Außerdem kann man sehen, dass hauptsächlich Frauen (sogenannte Cholitas) auf den Märkten als Verkäuferinnen arbeiten; hier wird also nicht nur gearbeitet sondern auch gerne Tratsch ausgetauscht.

Ein ganz besonderer Markt in La Paz ist der Hexenmarkt: hier kann man wirklich die skurrilsten Sachen kaufen die ihr euch vorstellen könnt: Die Aussteller präsentieren eine kuriose Mischung aus Naturprodukten und Kunsthandwerk. Viele der Produkte dienen zur Ausführung von Rithen, wie die medizinischen Pflanzen, Lama-, Alpaca- und Schafsföten, die ein einzigartig buntes Bild bilden. Man kann sich ein Pülverchen kaufen, wenn es mal mit dem Job, Geld oder der Liebe nicht so gut läuft…wirklich kurios aber sehenswert.

Eine weitere Besonderheit in La Paz ist das Gefängnis San Pedro. Vielleicht fragt ihr euch was so besonders an einem Gefängnis sein soll? In San Pedro ticken die Uhren eindeutig anders: will man als Sträfling in dieses Gefängnis, muss man zu erst einmal Eintritt bezahlen. Hat man den Eintritt bezahlt muss man außerdem dafür bezahlen eine Zelle zu bekommen. Ja, tatsächlich! Je nachdem wie viel Geld man zur Verfügung hat kann man sich entweder eine ganz spartanisch eingerichtete Zelle oder eine Zelle im Luxustrakt leisten. Eigentlich dreht sich dort alles um Geld, denn wenn man dann noch genügend Geld für Fernseher, Playstation, bequemes Bett etc. übrig hat kann man es sich in San Pedro ganz gut gehen lassen. Mit ein wenig mehr Geld besticht man vielleicht noch ab uns zu die Wachen und bekommt begleiteten Freigang für einen Tag. Doch das ist noch lange nicht alles: Nicht nur Häftlinge leben im Gefängnis San Pedro, sondern auch deren Frauen und Kinder. Warum? Bevor die Männer inhaftiert wurden sorgten sie für die Familie und verdienten das Geld, da die Frauen oft einfach nur Hausfrauen sind und keinen Beruf erlernt haben, flüchten sie dann sozusagen zu den Männern ins Gefängnis bevor sie draußen auf der Straße landen würden. Doch auch die Frauen müssen eine Art Miete im Gefängnis zahlen um dort wohnen zu dürfen. Lange Zeit gab es das Gefängnis als (weniger legale) Touristenattraktion: ein Häftling bot Führungen durch San Pedro an und verdiente so ein bisschen Geld dazu & die Touristen konnten eine außergewöhnliche Führung durch ein noch außergewöhnlicheres Gefängnis erleben. Doch inzwischen sind die Führungen verboten und es gilt als sehr gefährlich es doch zu versuchen, denn der Häftling der damals Führungen anbot schützte seine Besucher mit Bodyguards vor den anderen Insassen, er ist inzwischen jedoch nicht mehr in San Pedro. Bei wem das jetzt Interesse geweckt hat, dem können wir das Buch Marschpulver ans Herz legen, denn dort erzählt der Häftling Thomas McFadden seine Geschichte von San Pedro.

Ja, an diesem Platz mitten in der Stadt, versteckt sich hiter den Bäumen tatsächlich ein unscheinbares Gefängnis
Ja, an diesem Platz mitten in der Stadt, versteckt sich hinter den Bäumen tatsächlich ein unscheinbares Gefängnis

Außerdem ist die Kirche bzw. das Kloster San Francisco sehenswert: Die Geschichte des franziskanischen Orden in Bolivien ist tief in die Geschichte des Landes verwoben. Seit dem 16. Jahrhundert bis heute haben diese alten Gemäuer viele Geschehnisse des Landes miterlebt. Beim Schlendern durch den Kreuzgang, die Mönchszellen, den Garten, den Gemüsegarten und die Krypta, kann man die Architektur der Basilika, sowie ihre Bilder bewundern. Die Kirche bietet zudem eine wertvolle Kollektion von Kunstwerken aus verschiedenen Epochen präsentiert: aus der Renaissance, dem Barrock, von Künstlern des Neoklassizismus.

Während unserer ersten Woche in La Paz besuchen wir außerdem einige Agenturen um uns über die „Death-Road“ (die gefährlichste Straße der Welt, die wir mit dem Fahrrad runter fahren wollen), eine Tour in den Dschungel und die Besteigung des Huayna Potosi zu informieren. Das nimmt ganz schön Zeit in Anspruch, denn auch hier gibt es wieder viiiiele Agenturen und entsprechend gewaltige Preisunterschiede.

Doch der Spaß bleibt nicht auf der Strecke und wir treffen uns öfter mit Miet, Corine, Franc und Katerina und machen z.B. zusammen einen Ausflug zum Valle de la Luna : das „Tal des Mondes“ liegt im Süden der Stadt, nur fünf Kilometer von La Paz entfernt. Es handelt sich um eine Natursehenswürdigkeit, die von Wasser und Wind geschaffen wurde. Aufgrund der Erosion des Terrains, bildeten sich Kegel- und Kraterformationen, die den Ort einer Mondlandschaft gleichen lassen.

Außerdem verprassen wir gemeinsam unsere erste Spende in der Bar (danke nochmal Harry!).

Katka, Miet, Marco, Sabrina, Corine, Franc
Katka, Miet, Marco, Sabrina, Corine, Franc

Huayna Potosi – Niederlage am Gipfel

Zusammen mit Franc und Katka haben wir uns schließlich dazu durch gerungen eine 3-tägige Tour zum angeblich „einfachsten 6000er“ Boliviens zu machen. Nach ca. 2 Stunden Fahrt steht am ersten Tag erstmal Ausrüstung ausprobieren und Eisklettern auf dem Programm: gar nicht so einfach sich mit Steigeisen, den dazu passenden Schuhen, 41678329 Schichten Klamotten und einer Eisaxt fortzubewegen. Aber wir haben einen riesen Spaß am Gletscher und probieren insgesamt fast 3 Stunden an unterschiedlich steilen Eiswänden verschiedene Lauftechniken und üben das klettern mit Eisaxt.

Wie wir uns so angestellt haben?

Nach 5 Stunden sind wir zurück im Basislager (was auf 4800m liegt), bekommen Tee und Essen und legen uns schon früh in unsere Schlafsäcke. Die erste Nacht wird unerwartet warm (außer für Katka, die sich eine Tischdecke klaut um sich noch mit einer Schicht mehr zudecken zu können ;-)) aber wir schlafen alle nicht besonders gut und wachen oft auf.

Am zweiten Tag haben erstmal alle mit Magenproblemen zu kämpfen und wir sind froh, dass wir uns noch ein bisschen ausruhen können bis es zum nächst höher gelegenen Camp geht. Nach dem Mittagessen gehts dann los und obwohl es nicht weit ist, sind wir alle ziemlich schlapp – zum einen wegen unserer verstimmten Mägen und zum anderen weil jeder ca. 15 kg Ausrüstung in seinem Rucksack zum zweiten Camp tragen muss.

Nachdem wir angekommen sind sortieren wir schon mal unsere Ausrüstung denn um 1 in der Nacht wollen wir zum Gipfel aufbrechen. Doch der erste Rückschlag lässt nicht lange auf dich warten: Marco fühlt sich als würde er Grippe bekommen! Grade da es sein großer Traum ist einmal auf dem Gipfel eines 6000m hohen Berges zu stehen ist die Stimmung erstmal auf Null. Wir fürchten schon das Franc und ich am nächsten Tag alleine los müssen, da Katka sich zum einen auch nicht gut fühlt und es sich zum anderen nicht zutraut weiter hoch zu steigen. Die Höhe setzt allen mächtig zu. Nachdem wir mit einem anwesenden Apotheker geredet haben, versuchen wir Marco mit einer Menge Tabletten (gegen Grippe, Kopf-, Glieder-, und Magenschmerzen etc.) zu kurieren und gehen nach dem Abendessen (wo aber niemand was runter bekommen) und anschließender Teambesprechung schlafen. Die Nacht wird zum Albtraum da wir alle kaum schlafen; zusammengerechnet hat jeder vielleicht 1 1/2 – 2 Stunden geschlafen; und als wir um 12 aufstehen müssen geht es Marco nicht besser, Franc klagt auch über Kopfschmerzen und mein Magen ist inzwischen auch nicht mehr mein Freund…

Trotzdem machen wir uns bereit, ziehen unsere Ausrüstung an, scheitern an dem Versuch etwas zu Frühstücken und gehen dann gegen 1 Uhr zusammen mit unseren Guides Ivan und Juan los: ca. 6 Stunden Aufstieg stehen uns bevor. Die beiden Guides waren schon hunderte Male auf dem Gipfel und versuchen uns aufzumuntern, doch je weiter wir gehen, je höher wir steigen umso schlechter geht es uns. Jeder Schritt wird zur Qual. Das laufen mit den Steigeisen im Schnee ist anstrengend und unangenehm, unsere Lungen und Beine schreien nach Sauerstoff, unsere Mägen rebellieren und ich habe das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen. Auf 5700m kapitulieren wir, da wir uns so schlecht fühlen und kaum voran kommen. Wir wissen das wir, würden wir weiter gehen, nicht die nötige Konzentration und Kraft für den Abstieg hätten. Die Enttäuschung ist riesen groß und niedergeschlagen machen wir uns auf den Rückweg. Kurz vor dem Camp machen wir eine Pause um den unglaublichen Sonnenaufgang anzusehen, den mitgebrachten Whiskey zu trinken und versuchen den einmaligen Augenblick zu genießen. Gar nicht so einfach bei unserer Laune!

Wir waren uns so sicher, dass wir es schaffen würden und haben dabei ganz vergessen auf unsere Körper zu hören. Wie soll man die eh schon anstrengenden Stunden im kranken Zustand überwinden? Egal, wir haben es versucht und hätten uns sicher Vorwürfe gemacht, wären wir nachts im Bett geblieben.

Zurück im Camp ruhen wir uns ein paar Stunden aus, empfangen diejenigen die es geschafft haben, sind noch deprimierter und froh als wir endlich zum Basislager absteigen.

Death Road – die gefährlichste Straße der Welt mit dem Fahrrad runter fahren? Machen wir!

Nachdem wir uns ein paar Tage von unserem „Fast-Gipfelsturm“ erholt haben und es uns gesundheitlich wieder besser geht, machen wir uns auf den Weg zu gefährlichsten Straße der Welt. Was die Straße so gefährlich macht? Die einspurige Straße führt zumeist ohne Leitplanken an steilen Abhängen entlang, oft gibt es Regen und Nebel (und aufgrund dessen matschigen, morastartigen Untergrund) heißt: der Straßenzustand ist bescheiden und die Sicht gering. Außerdem muss man mit Steinschlag oder Erdrutschen rechnen.  Auf Grund der vielen Unfälle (bis 2007 verunglückten geschätzt pro Monat zwei Fahrzeuge und es starben jährlich 200 bis 300 Reisende auf der Strecke) säumen viele Kreuze den Straßenrand und zeigen die Unfallstellen. Zur Gefährlichkeit trug auch das hohe Verkehrsaufkommen auf der Straße bei: Probleme verursachte besonders der Schwerlastverkehr mit überbreiten Fahrzeugen, deren Gewicht zudem zu Straßenschäden führte. Nachdem 2006 eine Neubaustrecke eröffnet wurde, gibt es praktisch keinen Kraftverkehr mehr auf der Yungas-Straße.

Wir starten auf einem Pass in 4650 m Höhe und fahren danach bis auf etwa 1200 m runter. Dabei geht es erst ca. 22km über Asphalt und danach windet sich dich Straße in vielen Serpentinen an steile Berghängen vorbei. So gehts schnell von der kalten, verregneten, verhagelten Höhe zum feuchten warmen Regenwald der Yungas, wobei wir fast durch alle Klimazonen fahren.

Bei der Abfahrt müssen wir auf die lokale Verkehrsregel achten: abweichend vom sonstigen Verkehr in Bolivien muss man hier nämlich links fahren um die Fahrbahn in den Kurven besser einsehen und vorallem als „Außen Fahrender“ den Abhang besser sehen zu können. Tatsächlich kommen uns 3 LKW’s entgegen….das beschleunigt den Puls dann nochmal zusätzlich. Doch nach 3 Stunden ist der Spaß vorbei und wir beenden unsere Fahrt erstmal bei einem Bier-Stop um danach zum Essen (und zum Pool ;)) zu fahren. Was ein Tag!

 

Death Road Survivor

Darauf folgen 3 entspannte Tage in La Paz in denen wir die bolivianischen Internetverbindungen verfluchen und unser Visum verlängern bevor wir uns zum nächsten Abenteuer aufmachen: 4 Wochen Freiwilligenarbeit in einem Reservat im Amazonas!

Also bis bald, wir hoffen euch geht es gut!?

Eure Tramps

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