Arequipa

Aber zuerst: 12 Stunden Lima

Vor unserer Abreise aus Huaraz bestand der Plan eigentlich darin, ein paar Tage in Lima zu verbringen. Da wir allerdings weder ein Hostel in unserer Preisklasse finden konnten (hätten uns vielleicht mal früher drum kümmern sollen…) noch besondere Lust auf so eine riesige Stadt hatten, fiel die Entscheidung wieder einen Busmarathon anzutreten. Erstmal eine gemütliche 8 Stundenfahrt (über Nacht) bis Lima, den Tag da verbringen und dann abends 17 Stunden weiter bis Arequipa.
Doch was macht man in so einer kurzen Zeit in so einer großen Stadt?! Das haben wir uns auch gefragt und zusammen mit Pauline & Nils einen Schlachtplan gemacht. Nach und nach kristallisierte sich heraus das eins ganz klar im Vordergrund stehen muss: Essen. 
Nach der Busfahrt sind wir alle nicht wirklich ausgeruht und wollen deshalb erstmal einen Kaffee! Wie üblich stürzen sich direkt vor dem Busterminal die Taxifahrer auf uns, wie ausgehungerte Hyänen. Doch wir wissen dass wir verhandeln müssen und auch, dass wir unbedingt mit dem Taxifahrer klären müssen ob der ausgehandelte Preis für alle oder nur für eine Person gilt. Danach machen wir uns auf zum Mercado Central. Jede Stadt in Peru hat einen mehr oder weniger großen Markt auf dem man (fast) alles kaufen kann: Gemüse, Obst, Fleisch (z.B. von Meerschweinchen aber natürlich auch Schwein, Rind etc.), Geflügel, Fisch, Gebäck, Sandwiches, Empanadas, Fruchtshakes, aber auch Gerichte für wenig Geld wie z.B.Ceviche (roher Fisch der hier als Delikatesse gilt), außerdem Schuhe, Kleidung oder normale Artikel die es auch im Supermarkt gibt (Seife, Shampoo, Taschentücher etc.). Leider scheitert der Plan auf dem Markt zu frühstücken daran, dass der Markt noch nicht geöffnet hat. Das Schild am Eingang verrät uns das es offiziell vor einer Stunde beginnen sollte, doch scheinbar hatte keiner der Marktleute heute große Lust früh aufzustehen.
Also laufen wir erstmal ein bisschen planlos durch Chinatown und das Stadtzentrum, denn auch sonst hat noch nichts um diese Uhrzeit geöffnet. 7 Uhr früh ist aber auch wirklich eine unchristliche Uhrzeit! 😀 Unser Stadtbummel endet am Plaza de Armas, dem ältesten Platz in Lima, denn hier konnten wir ein lustiges Spektakel beobachten: die Straßen wurden gesperrt damit die Wachen des Regierungspalastes (Palacio de Gobierno) eine scheinbar übliche Zeremonie üben konnten: eine ganze Kapelle, sowie etliche Soldatenmit Schwertern oder Fahnen kamen angeritten und haben uns an dem Morgen sicherlich für eine halbe Stunde unterhalten.
Anschließend hat doch tatsächlich eine Straße weiter ein Café geöffnet und wir konnten frühstücken bevor wir zum Schokoladenmuseum (eher eine zufällige Entdeckung während wir die Straßen lang liefen), diversen Parks und natürlich zum Meer fuhren. Leider merkten wir im Laufe des Tages, dass Lima gar nicht so übel ist wie wir bisher oft gehört haben und es wäre sicher schön gewesen hier 2 oder 3 Tage zu verbringen, doch unser Bus war ja bereits gebucht.

Mittagessen gab es Lima’s bester Burgerbude (seit 3 Monaten nicht mehr so gute Pommes gegessen!) und am Abend gab’s dann ENDLICH Ceviche. Die Männer wollten die rohe Fischspezialität unbedingt probieren, außerdem hatten wir immer noch keinen Pisco Sour (DEN peruanischen Cocktail) probiert und konnten es in Lima nachholen. Fazit: Beides sehr lecker (Fisch fand natürlich nur Marco gut, den Cocktail dafür ich :-P), sodass es nicht das letzte Mal war, dass wir das probiert haben. Bevor wir ins aus dem Restaurant verabschiedet haben um wieder zum Busterminal zu fahren, hatte der Kellner nur eine kleine „Aufmerksamkeit“ für Pauline & mich: da wir beide nicht besonders hungrig waren (nach den Sandwiches, Pommes, Schokolade etc. kein Wunder) haben wir nichts bestellt und nur die Chips die der Kellner als Snack auf den Tisch gestellt hatte leer geputzt… Der Kellner dachte wohl wir armen Backpacker könnten uns nur für 2 Personen was leisten und das heute die Frauen mit hungern an der Reihe waren. Also gabs für jede von uns noch eine große Tüte Chips für den Weg (inkl. Dips) 😀

Arequipa – die weiße Stadt

Nach weiteren 17 Stunden Bus fahren sind wir endlich da! Und da uns die Stadt auf Anhieb gefallen hat stand schnell fest das wir hier eine Weile bleiben werden. Zum einen sind wir k.O. vom Busmarathon und zum anderen wollen wir uns vor unserer Canyon-Wanderung ausruhen, da die letzte Wanderung ja erst ein paar Tage zurückliegt. Außerdem herrscht in Arequipa das perfekte Klima: tagsüber warm genug für kurze Hosen, abends kühlt es aber angenehm ab.

Die ersten Tage verbringen wir also u.a. mit einer kostenlosen Stadtführung und Nichtstun. Peru’s zweitgrößte Stadt besteht (zumindest im historischen Zentrum) größtenteils aus weißem Vulkangestein und wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht. Nebenbei: direkt am 2. Tag erlebten wir ein solches kleines Beben.

Sehenswert ist definitv das Stadtzentrum mit seinen wunderschönen kolonialen Bauten wie z.B. der Kathedrale direkt am Plaza de Armas und einem Kloster. Im Kloster lebten früher mehrere Hunderte Nonnen, aber heutzutage sind es nur noch 20 Nonnen die auf dem riesigen Gelände wohnen. Vermutlich finden sie keinen Nachwuchs da das Leben im Kloster freudlos und streng klingt?! Die Nonnen durften lange Zeit keinen Kontakt zu ihren Familien haben geschweige denn das Kloster verlassen. Inzwischen sind die Regeln zwar etwas lockerer aber der Orden stirbt langsam aus.

Während der Stadtführung können wir uns einen Überblick über die Stadt verschaffen, dürfen in einer Schokoladenbar Schokotee probieren, eine kleine Alpaka- bzw. Lamafarm besuchen und mit einem kostenlosen Pisco Sour den Sonnenuntergang über den beiden naheliegenden Vulkanen Chachani und Misti  genießen.

Nach ein paar Tagen mit Nichtstun fühlten wir uns noch nicht bereit weiter zu ziehen, geschweige denn im Canyon wandern zu gehen. Also haben wir uns spontan zu einer Woche Spanischkurs angemeldet. So haben wir was zutun, haben aber genug Zeit einfach in den Tag hinein zu leben, zum Markt zu gehen, Kaffee zu trinken, uns von Pauline & Nils zu verabschieden und mit Miet & Corinne ins Kino zu gehen. (Die beiden haben wir ja in Ecuador kennengelernt falls ihr euch erinnert ?!). Zu unserem Kinobesuch gibt es eigentlich nur eins zu sagen: wir dachten der Film sei mit englischem Untertitel, aber Fehlanzeige! Wir haben also 2 1/2 Stunden im Kino verbracht ohne wirklich viel zu verstehen…der Spanischkurs hat also nicht so schnell geholfen wie erhofft. 😀

Nach 1 1/2 Wochen sind wir bereit die Stadt und das Hostel für eine Weile zu verlassen, bevor wir hier völlig versacken.

Colca Canyon

Zusammen mit Corinne & Miet wollen wir 4 Tage in einem der tiefsten Canyons der Welt, dem Colca Canyon, wandern und das natürlich alleine; ohne große Gruppe oder Guide.

Warum? Wir haben keine Lust 20 anderen Leuten hinterher zu dackeln, geschweige denn von einem übermotivierten Guide zur Eile angetrieben zu werden oder ständig auf jemanden warten zu müssen. Was uns die Entscheidung zudem erleichtert hat die Tour alleine zu machen: mit einer Gruppe hätten wir um 3 Uhr nachts aufbrechen müssen. So konnten wir ausschlafen, frühstücken und um 11 Uhr mit einem „etwas“ in die Jahre gekommenen Bus über mehr oder weniger gut befahrbare Straßen 6 Stunden (natürlich ohne Toilette und mit nur einem Stop) nach Cabanaconde fahren.

Dort angekommen haben wir uns im Hostel Pachamama (Danke für den Tip Teuschi ;-)) eingenistet, noch ein paar Infos zum Trek bzw. möglichen Routen bekommen und den Abend mit Karten spielen, gutem Essen & Bier verbracht.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück konnte es dann gut gestärkt losgehen. Für den ersten Tag stand fast nur Abstieg auf dem Programm: Von Cabanaconde aus führte uns ein schmaler Pfad erst vorbei an Reisterrassen (ja, das gibts es tatsächlich auch hier und nicht nur in Asien) und Feldern und schlängelte sich dann in engen Kurven runter zum Fluss bzw. zum Fuße des Canyons. Bergab gehen stellt man sich leicht vor, aber der Untergrund besteht hauptsächlich aus losem Geröll, also war es nicht ganz so einfach. Außerdem hat die Sonne uns ordentlich eingeheizt und als wir am Nachmittag im Hostel ankommen, sind wir trotz LSF 50 ordentlich verbrannt und froh der Hitze endlich zu entfliehen. Den ersten Tag haben wir relativ gut überstanden, nur Corinne hat starke Schmerzen in den Knien und kann kaum noch laufen.

Um ein bisschen zu entspannen, hat unser Hostel zum Glück wunderbar 39 Grad warme Quellen, wo wir den Rest des Nachmittags verbringen. Erst als die Sonne langsam untergeht haben es alle eilig aus dem warmen Wasser zu entfliehen um noch schnell zu duschen (die Duschen hier sind grundsätzlich eiskalt) um sich danach nochmal kurz in der Sonne aufzuwärmen.

Bis zum Abendessen spielen wir wieder Karten und als um 21 Uhr der Strom weg ist (da es nur Solarenergie gibt, gibt es nur von ca. 18-21 Uhr Strom/Licht) bleibt uns nichts anderes übrig als den unglaublichen Sternenhimmel und die vielen Sternschnuppen zu beobachten…wir Armen 😉

Corinne geht es am nächsten Tag trotz Schmerzmitteln nicht besser, also müssen wir zu dritt weiter ziehen und sie nimmt einen Bus zurück nach Cabanaconde. Da wir aus dem Vortag gelernt haben, starten wir schon früh um der Sonne nicht wieder den ganzen Tag ausgesetzt zu sein. Wir laufen durch winzige Orte, die nur aus einer Hand voll Häuser bestehen, und als wir mal nach dem Weg fragen merken wir das uns die Leute nicht verstehen. Warum? Die Menschen die ihr Leben lang hier wohnen sprechen nicht spanisch sondern Quechua (spricht man „Kettschua“ aus), eine eigene Sprache. Mit Händen und Füßen können wir uns verständigen und folgen anschließend dem staubigen Pfad den ein Mann uns zeigt. Es geht lange Zeit über einen kleinen Zick-Zack-Pfad den Canyon hinauf um danach wieder zum Fuß des Canyons zu kommen.

Unser Tagesziel hat den Namen „Oase“ wirklich verdient! Mitten in dem sonst trockenen, staubigen Canyon hat der Fluss (und seine bewässerungslustigen Bewohner) eine grüne Landschaft entstehen lassen. Unser Hostel besteht aus ein paar Bungalows, einer großen Küche und einem Pool…genau das was wir an einem weiteren heißen Tag gut brauchen können!

Mit lesen, schwimmen und Nichtstun geht auch dieser Nachmittag schnell rum und wir können uns bald in unseren Bungalow legen.

Nach einer moskitoreichen, kurze Nacht klingelt schon um 4:30 Uhr der Wecker. Ganz langsam geht die Sonne auf und wir machen uns auf zur letzten Etappe. Es geht zurück nach Cabanaconde, aber dafür müssen wir erstmal 1200 Höhenmeter (insgesamt ist der Weg bis zum Ort 6km) aus dem Canyon aufsteigen! Nur mit Wasser, Bananen und Müsliriegel bewaffnet machen wir die ersten Meter und treffen direkt eine riesige Gruppe die ebenfalls die wenigen Stunden im Schatten zum Aufstieg nutzen will. Wir sind ein bisschen genervt da die Gruppe vor uns her kriecht und wir auf dem schmalen Weg nicht vorbei laufen können. Es bestätigt uns aber auch wieder darin, dass es schöner ist, die Wanderung auf eigene Faust zu machen. 😉

Schneller als gedacht erreichen wir Cabanaconde, holen Corinne im Hostel ab und machen uns gemeinsam auf den Weg zurück nach Arequipa. Für den Abend haben wir uns natürlich „Leckerlis“ wie Pizza, Schokolade und Bier verdient 😉

Nach einem letzten entspannten Tag in Arequipa geht es zusammen mit Miet und Corinne nach Cusco.

Liebe Anna, wie versprochen werden wir da dir zu liebe (und ganz uneigennützig) natürlich Machu Picchu erkunden 😉

Liebe Grüße in die Heimat und bis bald,

Eure Tramps

Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor,
Vergessenheit aller häuslichen Sorgen,
und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter,
schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.
Adolf Freiherr v. Knigge (1752 – 1796)

Ein Gedanke zu „Arequipa

  1. Hallo,Ihr Weltenbummler…
    Wunderbar,Super!!!
    Wenn ich das lese fühle ich mich wie im Urlaub…Hab nur Manchmal ein mulmiges Gefühl wenn ich eure „Wanderwege „begutachte…
    Schicke Fotos..und „Leckeres Essen..“ Was will man mehr??
    Bis bald lasst es euch gut gehen…Liebe Grüsse aus der vernebelten Heimat…

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