Huaraz und Cordillera Blanca

Von Chachapoyas aus ging es mal wieder mit einem Nachtbus weiter. Diesmal nach Trujillo um von dort weiter nach Huaraz zu fahren. Doch dazu mussten erstmal 12 Stunden in Trujillo tot geschlagen werden bis wir mit dem nächsten Nachtbus weiter fahren konnten…

Die Zeit haben wir damit verbacht mit Corine (aus Holland) und Miet (aus Belgien) von einem WLAN-anbietenden-Café zum nächsten zu ziehen und ein bisschen die Stadt anzusehen. Aber Trujillo hat wirklich nicht viel zu bieten außer einem kleinen Platz im Stadtkern.

Da wir das im Vorfeld schon oft gehört haben, haben wir uns auch dazu entschlossen auch noch die 2. Nacht in Folge im Bus zu verbringen anstatt dort zu übernachten bevor es nach Huaraz geht.

Huaraz ist „der Bergsteigerort“ schlechthin in Peru & uns zieht es dort hin, da wir eine mehrtägige Wanderung in den Anden machen wollen. Außerdem sagt man es sei die „Peruanische Schweiz“.

Bevor wir allerdings unsere 4-tägige Wanderung antreten können, müssen wir einiges recherchieren und uns vor allem aklimatisieren um uns an die Höhe (und die damit verbundene dünne Luft) zu gewöhnen.

Laguna Wilcacocha

Unseren ersten Ausflug zwecks Aklimatisierung machen wir zusammen mit Corinna, Miet & deren gemeinsamer Freundin Ally zu einer nahegelegenen Lagune. Mit dem Collectivo (Sammelaxi) geht es ca. 30 min. aus dem Ort raus und danach gehts für uns noch 2 1/2 Stunden steil bergauf Richtung Laguna Wilcacocha. Unterwegs laufen wir an fiesen Hunden und Schafe-hütenden-Frauen vorbei, immer weiter bergauf. Wir sind gespannt was uns erwartet, denn der Weg ist zwar o.k. aber mal wieder ziemlich zugemüllt. Oben angekommen sind wir alle ein bisschen enttäuscht: Die Lagune entpuppt sich als kleiner Tümpel (der irgendwie nach Kloake riecht) mit ebensoviel Müll wie schon auf dem Weg nach oben. Wir machen aber das Beste daraus, setzen uns auf einen kleinen Hügel und genießen wenigstens die unglaubliche Aussicht auf die Cordillera Blanca (die höchste Gebirgskette des Kontinents).

Zurück in Huaraz besuchen wir noch ein Café, die örtliche Markthalle um Obst etc. einzukaufen & verabreden uns für den nächsten Tag mit Miet zu einer anderen Lagunen-Tour.

Laguna 69

Als um 5:00 Uhr der Wecker klingelt will sich keiner so wirklich aus dem Bett quälen. Aber die Aussicht auf einen schönen Tagesausflug zur Laguna 69 (die Lagunen im Parque Nacional Huascaran wurden alle irgendwann mal durch nummeriert) bringt uns pünktlich um 6 zum Bus.

Schon auf dem Hinweg können wir die Aussicht auf die schneebedeckten Berge der Cordillera Blanca bewundern. Nach einer Stunde Fahrt biegen wir von der geteerten Straße ab & unser vollbesetzter Minibus quält sich 2 weitere Stunden über eine üble Schotterpiste weiter bergauf Richtung Lagune. Wir halten nur um eine kurze Frühstückspause einzulegen, den Eintritt für den Park zu zahlen und eine erste Lagune zu bestaunen. Nach 3 Stunden sind heilfroh als wir endlich aus dem Bus steigen und unsere kleine Wanderung bei 3900 Höhenmetern beginnen können.

In der ersten Stunde führt der Weg noch ganz entspannt durchs Tal und ab dann schlängelt er sich den Berg hoch bis auf 4680m! Der Weg ist atem(be)raubend. Von anfänglichen Wiesen geht die Landschaft in riesige Bergketten bis hin zu einem gigantischen Gletscher über! Auch wenn der Aufstieg hart & die Luft sehr dünn war & wir einige Verschnaufpausen machen mussten: dieser Anblick hat uns definitv entlohnt! Oben angekommen erwartet und eine wunderschön türkisblaue Lagune und ein kleiner Gletscher-Wasserfall.

Was ein Tag…ich glaube wir verlieren langsam aber sicher unsere Herzen an Peru! <3

Langsam fühlen wir uns bereit für unsere geplante mehrtägige Wanderung und zusammen mit Pauline & Nils (die beiden haben wir in Vilcabamba /Ecuador kennengelernt und da sie auch für 1 Jahr und ebenfalls Richtung Süden unterwegs sind, haben wir uns seitdem schon 2x wiedergetroffen) machen wir einen Schlachtplan was wir an Ausrüstung leihen; an Essen einkaufen müssen & wie wir überhaupt vorgehen. Für die Beiden ist es nämlich auch die erste längere Wanderung. Unsere Wahl fällt auf den Santa Cruz Trek, den wir in insgesamt 4 Tagen wandern wollen. Da der Besitzer unseres Hostels mal als Guide im Nationalpark gearbeitet hat, hat er Tipps für uns was wir alles benötigen; kann uns außerdem die nötige Ausrüstung zur Verfügung stellen und gibt uns Anweisungen wie man am besten zum Startpunkt kommt. Die nötigen Infos zum Trek zu finden, ist im Vorfeld gar nicht so einfach gewesen. Die meisten Leute buchen die Tour über eine Agentur und machen die Wanderung zusammen mit einer größeren Gruppe die von einem Guide geführt wird. Während der Planung hören wir sogar das wir den Park ohne Guide gar nicht betreten dürften…zum Glück stellt sich das als Unfug heraus.

Santa Cruz Trek

Tag 1: Am 27.9. machen wir uns morgens um 6 Uhr schwer bepackt und hochmotiviert mit dem Bus in die eine Stunde entfernte Stadt Yungay auf. Von dort aus müssen wir uns zusammen mit 13 anderen Leuten und einigen Hühnern in einen Minibus quetschen und für 3 Stunden geht es über eine Schotterpiste in unendlichen Serpentinen über einen Pass bis zu unserem Startpunkt Vaqueria. Die Fahrt ist der Beginn unseres Abenteuers: Schon vor Fahrtantritt bemerken Nils & Marco, dass die Reifen keinerlei Profil aufweisen und als wir auf der Serpentinenstraße immer wieder im Rückspiegel beobachten können, dass der Fahrer mit Sekundenschlaf zu kämpfen hat, ist nicht mehr an Ruhe zu denken… Nach kurzer Zeit fängt es an zu regnen und da wir immer höher mit unserem Minibus fahren, geht der Regen langsam in Schnee über. Wir sind glücklich als wir nach knapp 3 Stunden sicher ankommen.

Schnell die Rucksäcke schultern (gar nicht so leicht bei ca. 10 kg) und endlich los laufen! Unser Weg geht erstmal eine Weile bergab und dann relativ flach an einem Fluss entlang und durch einige Siedlungen / Orte. Leider biegen wir irgendwo falsch ab (der Weg ist wirklich undeutlich ausgeschildert) und verschwenden so am ersten Tag ca. 1 Stunde mit einem kleinen Umweg.

Doch davon und auch von den relativ schweren Rucksäcken lassen wir uns nicht runterziehen und laufen am ersten Tag gemütliche 6 Stunden über Hügel, Wiesen, am Fluss entlang und an riesigen Bergketten vorbei bis zum ersten Campingplatz. Schon auf den letzten Metern zum Campingplatz fängt es langsam an zu regnen und wir müssen uns beeilen die Zelte aufzubauen. Nach einem heftigen Schauer kriechen wir aus den Zelten und müssen zum einen feststellen, dass die Zelte nicht dicht sind & zum anderen müssen wir einen Kampf mit unzähligen Moskitos austragen während wir den Gaskocher für Kaffee, Tee & Instantnudeln an machen. Dann setzt auch schon wieder der Regen ein und wir müssen zurück in die Zelte und dort zu Ende essen bevor wir uns schlafen legen.

Die erste Nacht auf 3850m ist nass und unruhig, aber am nächsten Morgen sind wir froh das der Regen sich wenigstens verzogen hat. Das gilt leider nicht für die Moskitos.

Tag 2: In der Hoffnung fürs Frühstück einen Platz frei von Moskitos zu finden, packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Wir wissen das uns heute die härteste Etappe bevorsteht, da wir den Punta Union Pass auf 4760 m überqueren müssen. Aber auch am 2. Tag sind wir einmal auf dem „Holzweg“, nehmen eine falsche Abzweigung und nachdem der Regen wieder einsetzt und wir immer noch nichts im Bauch haben, müssen wir uns erstmal beratschlagen und die Motivation geht gegen Null. Wir sind uns uneinig ob wir umdrehen und die andere Abzweigung nehmen sollen, oder ob wir einen anderen Weg einschlagen.

Erstmal gibt es ein spärliches Frühstück im Regen und danach machen wir uns wieder auf den Weg & drehen nicht um. Die Entscheidung stellt sich als richtig heraus: wir müssen zwar ein steileres Stück bergauf gehen, aber dann treffen wir wieder auf den eigentlichen Weg, die Sonne kommt sogar mal raus und somit steigt auch die Stimmung wieder. Wir haben immer noch das schlimmste Stück vor uns, aber als wir den Pass erreichen sind wir alle überglücklich, die Aussicht atemberaubend und ein Lächeln ist unsere Gesichter gemeißelt. Jetzt wissen wir wofür wir uns die Anstrengung angetan haben und genießen die tolle Aussicht auf die Berge, Gletscher und eine türkisblaue Lagune!

Leider hält dieses Glücksgefühl nicht lange an, denn bei unserem Abstieg nieselt es erst ganz leicht, dann hören wir schon den Donner und werden plötzlich von Hagel überhäuft! Den Rest der Strecke (ca. 1 1/2 Stunden) laufen wir durch Hagel und Regen, unsere Hosen sind bald durchnass, die Socken saugen sich dadurch auch mit Wasser voll (was wasserdichte Schuhe überfüssig macht…) und der Weg ist vom Regen überschwämmt. Als wir den Campingplatz entdecken halten wir schon Ausschau nach Felsen die uns Schutz bieten könnten, um die Zelte dort aufzubauen. Leider haben wir kein Glück und müssen unsere Zelte im strömdenden Regen aufbauen und pitschnass reinkrabbeln. Natürlich ist das Zelt immer noch nicht dichter als in der vorherigen Nacht und wir wissen was uns bevor steht. Abendessen fällt ebenfalls flach, da keines der Zelte ein Vorzelt hat in dem man den Kocher aufstellen könnte. Davon abgesehen ist die Laune auf dem absoluten Nullpunkt, sodass eh niemand Hunger hat.

Bevor wir schlafen beschließen wir am nächsten Tag nicht die übliche Etappe zu gehen, sondern die Wanderung auf 3 Tage zu verkürzen und die nächsten beiden Tagesetappen zu laufen. Angesetzt ist die Zeit dann mit 11 Stunden, also heißt es früh aufstehen. Aber da wir auf Grund des Regens eh nicht mehr aus dem Zelt können / wollen, schlafen wir wieder früh. Die Nacht auf 4250m ist entsprechend bescheiden, wieder nass und wir werden oft wach (u.a. weil eine Kuh in unser Zelt wollte & ein Hund unsere Zelte anbellt).

Tag 3: An unserem letzten Tag geht’s früh los, da wir schließlich 25km vor uns haben. Auch heute verschieben wir das Frühstück wieder und machen uns erstmal mit leeren Mägen auf den Weg. Im Vorfeld haben wir gehört, dass es an Tag 3 und 4 hauptsächlich flach geht und das passt uns ganz gut. Erstmal geht es steil bergab und wir finden uns in einer Art Wüste wieder: vor einigen Jahren gab es eine große Schlammlawine, die das Tal komplett geflutet hat & bis heute wachsen hier nur ein paar vereinzelte robuste Büsche. Schon nach kurzer Zeit zieht eine Eselkarawane an uns vorbei. Wo kommen die her & was machen die? Die Esel tragen die Rucksäcke und das gesamte Equipment der Leute die ihre Tour bei den Agenturen buchen. Außerdem transportieren die Tiere noch das Essen, Kochgeschirr, Küchen- und ein Toilettenzelt (was natürlich von Mitarbeitern der Agentur alles vorbeireitet und aufgebaut wird) und die Leute müssen sich um nichts kümmern sondern einfach nur laufen. Ganz ehrlich: egal wie tief unsere Stimmung und Motivation in manchen Situationen während unserer Tour war; wir sind froh das wir in unserer kleinen ausgewählten Gruppe gegangen sind & es alleine geschafft haben ohne das uns jemand den A**** hinterher getragen hat ;-).

Nachdem wir ungefähr 2 Stunden gelaufen sind meint es das Wetter grade gut mit uns und wir machen an einem kleinen Fluss Pause um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Außerdem bietet sich das sonnige Plätzchen perfekt für ein verspätetes Frühstück an!

Eine Stunde später machen wir uns wieder auf den Weg und das kommt gerade rechtzeitig denn uns sitzen schon wieder Regenwolken im Nacken! Wir legen also noch ein bisschen an Tempo zu und schaffen es an unserem letzten Tag bis auf kurze Schauer tatsächlich fast immer dem Regen davon zu laufen. Nach 8 Stunden laufen (tatsächlich 3 Stunden schneller als angepeilt!) erreichen wir unser Ziel! Zur Belohnung erstmal Bier & Cola bevor wir uns mit 7 Leuten in einen Kombi quetschen und Richtung Huaraz rasen.

Eigentlich haben wir schon vor der Wanderung beschlossen, dass wir uns danach mit Pizza und Pisco Sour (DEM peruanischen Cocktail) belohnen, aber als wir am späten Abend im Hostel ankommen reicht unsere Kraft nur noch um in die heiße Dusche zu steigen und anschließend Nudeln mit Tomatensoße zu machen. Ihr hättet die 4 erschöpften Gesichter sehen sollen, die beinahe über Nudeln und Bier eingeschlafen wären. Heute holen wir das Pizza essen allerdings nach, denn das haben wir uns schließlich verdient! 😉

Bis zum nächsten Abenteuer,

Eure Tramps

Ein Gedanke zu „Huaraz und Cordillera Blanca

  1. Großartiger Bericht – wir erlauben uns mal von unserem Blog darauf zu verlinken 🙂 War definitiv ne super Erfahrung der Trek – so zurückblickend 😀 Mal sehen, wo und wann wir uns wieder über den Weg laufen (habe gehört, das könnte heute Nachmittag in La Paz der Fall sein)
    Föhliches Weiterreisen! 🙂 Gruß Nils

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