Cusco
Nach dem Abschied vom wunderschönen Arequipa finden wir uns in DER Touristenhochburg Peru’s wieder: Cusco! Zusammen mit Corine & Miet haben wir uns im Hostel Frankenstein eingenistet und fühlen uns beim ersten Stadtspaziergang wirklich erschlagen von den ganzen anderen Touristen! Wir waren drauf eingestellt und sind trotzdem überrascht wie viele Menschen sich hier tummeln! Aber was genau zieht alle Leute hier her?
Cusco bedeutet in quechua „Nabel der Welt“ und ist als Ausgangspunkt für berühmte Inkastätte Machu Picchu bekannt geworden und auch wir sind deswegen hier.
Doch bevor wir uns auf den Weg zu der Inkastätte schlechthin machen, machen wir erstmal das was wir inzwischen wirklich in Perfektion beherrschen: Wir lassen es uns gut gehen! Wir haben keine großen Pläne für die ersten Tage in Cusco und verbringen die Zeit mit kurzen Anrufen in die Heimat, Kaffee trinken, Marktbesuchen, gemeinsamem kochen, Barbesuchen und als „Highlight“ bekommen Corine und Marco endlich ihr Cuy (Meerschweinchen, was hier als Delikatesse gilt).
Nach ein paar ruhigen Tagen, verabschieden wir uns von Corine…da sie bei der Wanderung im Colca Canyon schon Probleme mit ihren Knien hatte, möchte sie nicht mit zum Salkantay Trek sondern nur eine Tagestour zu Machu Picchu machen. Eventuell treffen wir uns in Bolivien wieder, ansonsten in Deutschland bzw. Holland. Für uns drei ging es nach den ruhigen Tagen an die Planung der Wanderung und eins war gar nicht so einfach: gute Ausrüstung finden! Agenturen die dich für ein paar hundert Dollar zum Trek bringen wollen gibt es wie Sand am Meer, aber einen anständigen Verleih für Zelt, Schlafsäcke & Kocher?! Fehlanzeige!
Wir haben fast 2 Tage mit der Suche verbracht und dachten schon wir könnten unsere Pläne abschreiben, aber dann sind wir fündig geworden! Für ca. 10€ / Tag können wir ein Zelt für uns 3, Schlafsäcke, Kocher, Kochgeschirr und Matratzen leihen. Danach mussten wir nur noch Essen für die nächsten Tage kaufen – was im Einkaufskorb gelandet ist? Eine Menge Instantnudeln, Nüsse, Müsliriegel, Kekse & Eier 😀 – eine Menge Eier kochen, einen Bus ausfindig machen und es kann losgehen!
Salkantay Trek
Tag 1: Soraypampa – Andenes
Am ersten Tag klingelt schon um 4 Uhr der Wecker, damit wir um kurz vor 5 in ein Collectivo (Sammeltaxi) steigen können. Immerhin stehen uns ein paar Stunden Fahrt und anschließend 19km Wanderung bevor.
Als wir unseren Ausgangspunkt der Wanderung erreicht haben, stärken wir uns mit einem kleinen Frühstück bevor es erstmal 850 Höhenmeter hoch zum Pass geht, um danach über 1350 Höhenmeter abzusteigen. Wir wissen, dass der Trek als schwierig gilt und der erste Tag ist direkt eine Herausforderung: der Anstieg zieht sich hin, der Weg ist schmal und teilweise sehr steil und rutschig und die schweren Rucksäcke tun ihr übriges. Aber wir kommen besser voran als gedacht und trotz Kälte sind wir froh als wir den höchsten Punkt, den Pass von wo aus man den Salkantay Gipfel sehen kann, erreichen. Leider spielt das Wetter nicht so gut mit & wir sehen den Gipfel auf Grund der vielen Wolken nicht. Unterwegs treffen wir noch einen kleinen Jungen der mit seiner Mutter mitten im Nirgendwo (kurz vor dem Pass) in einer kleinen Hütte wohnt. Er ist total begeistert von unserer Kamera, kann es nicht fassen, dass er sich da auf dem Display wie in einem eingefrorenen Spiegel ansehen kann, und lässt sich die Kamera kaum wieder aus der Hand nehmen. So fasziniert er von der Kamera ist, so fasziniert sind wir von ihm & davon, dass er trotz eisiger Kälte ohne Schuhe rum läuft…
Trotz des trüben Wetters genießen wir den ersten Tag: die Landschaft wechselt von Wiesen, zu steinigem Geröll, zu schneebedeckten Gipfeln und wieder zurück zu Wiesen. Nach 8 Stunden erreichen wir unser Tagesziel, schlagen unser Zelt neben Schweinen und Hunden auf & gönnen uns – natürlich – eine große Portion Instantnudeln. Bevor wir uns ins Zelt verkriechen, müssen wir noch über unsere Zeltnachbarn schmunzeln, denn sie machen genau das was wir vermeiden wollten: Sie lassen sich bekochen, ihre Zelte aufbauen und morgens Tee zum „Bett“ bringen…. man sind wir froh, dass wir es so einfach haben!
Tag 2: Andenes – Sahuayaco
Der zweite Tag begrüßt uns mit Sonnenschein, auch wenn es noch nicht allzu warm ist. Nach dem Frühstück machen wir uns auf zur zweiten Etappe: heute liegen wieder 19km vor uns, aber wir wissen das es erstmal hauptsächlich bergab geht und wurden vor der kommenden Hitze gewarnt. Nachdem wir gestern dick eingepackt mit Mütze, Schal und Handschuhen rumlaufen mussten können wir uns das gar nicht vorstellen.
Doch es kommt genau so: der zweite Tag ist sonnig und warm. Die Landschaft hat sich inzwischen zu grünen Wiesen, Hügeln und einem dichten schattigen Wald gewandelt. Wir laufen fast den ganzen Tag am Fluss entlang, aber anders als erwartet geht es nicht nur bergab, sondern immer wieder auf und ab, auf und ab. Nach einer Weile kommen wir an eine Hütte, wo eine Frau mitten im Wald Getränke und Obst verkauft: eine echte Oase! Das einzige was unsere Laune trübt: ein fieser Truthahn hat es auf uns abgesehen und attackiert Miet. Da er uns keine Ruhe lässt, bleibt es bei einer kurzen Pause bevor es weiter geht. Der Abschnitt an diesem Tag geht größtenteils durch den Nebelwald, wo tropische Temperaturen herrschen und ebenso tropisches Obst wächst. Leider sind die Bananen und Avocados noch nicht reif und an die Mangos, Baumtomaten und Grenadias kommen wir nicht ran…
Tag 2 endet an einem Campingplatz, den wir ganz für uns alleine haben. Und das beste: das campen ist gratis und obwohl wir mitten im Nirgendwo gestrandet sind kostet das Bier im Kiosk nicht mehr als in Cusco. Da kann man auch mal über den fiesen Moskitoschwarm hinwegsehen, der uns schon durch den ganzen Nebelwald folgt…
Tag 3: Sahuayaco – Llactapata
Am dritten Tag werden wir von Regen begrüßt und wir überlegen schon ob wir unsere Tagesetappe nicht ändern und zu den nahegelegenen heißen Quellen laufen sollen. Aber der Kioskbesitzer versichert uns das der Regen bald aufhört und wir glauben ihm. Nach den ersten Metern bestätigt sich zum Glück das er Recht hat. Wir haben nur eine 9km lange Etappe vor uns, die allerdings wieder durch den schwülen Nebelwald und ausschließlich bergauf geht… Die Aussicht ist zwar schön, aber die Moskitos vermiesen uns ein bisschen die Stimmung. Egal welches Spray wir benutzt, nichts scheint zu helfen und wenn wir nur 10 Sekunden stehen bleiben um eine Verschnaufpause zu machen sind wir direkt in eine schwarze Moskitowolke gehüllt.
Oben angekommen schauen wir uns noch ein paar kleine Ruinen an, können aber auch da nicht lange verweilen….die Moskitos machen uns wahnsinnig. Doch am Campingplatz angekommen ignorieren wir die Viecher für ein paar Minuten um den unglaublichen Augenblick zu genießen: wir sehen heute schon auf Machu Picchu (zwar aus weiter Ferne, aber immerhin!) und wissen das sich das quälen gelohnt hat. Außerdem haben wir den ganzen Nachmittag Zeit zum Lesen, ausruhen, Moskitos bekämpfen und Karten spielen und können dabei noch die tolle Aussicht genießen.
Tag 4: Llactapata – Aguas Calientes
Den Tag beginnen wir hoch motiviert: wie immer mit „köstlichem“ Instantfrühstück (ein Pulver was wie Kakao schmecken SOLL, aber widerlich schmeckt) und einer Menge Moskitos. Heute stehen uns nochmal 15 km bevor, zwar hauptsächlich bergab und flach, doch die vorherigen Tage stecken uns doch etwas in den Beinen. Von unserer schönen Sicht auf Machu Picchu verabschieden wir uns erstmal und machen uns auf den Weg Richtung Hidroelectrica (ein riesiges Wasserwerk inkl. Wasserfall). Der Weg ist wie am Tag zuvor moskitoreich, schwül und trotzdem schön. Als wir Hidroelectrica erreichen, müssen wir nur noch die 10km bis Aguas Calientes an Bahngleisen entlang laufen (zum Glück streikt die Bahn heute) und finden uns im Tal zwischen riesigen Felsen wieder. Direkt neben uns wieder tropischer Wald, voller Bananenstauden, schönen (uns) unbekannten Pflanzen und einem Flüsschen…herrlich!
Eigentlich wollen wir uns kurz vor Aguas Calientes auf einem Campingplatz niederlassen, aber der Besitzer ist nicht da, wir können unsere Rucksäcke nirgendwo verstauen und wir sind direkt wieder in eine Moskitowolke gehüllt. Außerdem sieht es nach Unwetter aus, was den Ausschlag dafür gibt, dass wir zum Ort laufen und direkt ins erstbeste bezahlbare Hostel einchecken. Nach kurzem Ausruhen wollen wir unsere Tickets für Machu Picchu am nächsten Tag besorgen, aber auf Grund der Streiks hat das Büro nur am Abend für eine Stunde auf. Also gut: kaufen wir eben was zu essen, zu trinken und kochen im Hostel. Doch mit unserem Gaskocher werden wir auf die „Dachterrasse“/ Wäscheleinen-Labyrinth verbannt…halb so wild, bis es zu regnen anfängt haben wir zum Glück aufgegessen und können uns zum ruhen in unsere „gemütlichen“ Stockbetten legen (in Sabrina’s Bett gabs zur Überraschung noch ein paar Münzen und eine halbe Zigarette…Gute Nacht) bis es Zeit ist wieder nach den Tickets zu schauen. Endlich können wir unsere Studentenausweise benutzen und bekommen die Tickets für Machu Picchu zum halben Preis!
Tag 5: Aguas Calientes – Machu Picchu – Machu Picchu Montana – Machu Picchu – Aguas Calientes – Hidroelectrica
Der letzte Tag ist angebrochen: nochmal ca. 22 km und dann ist es geschafft…doch das ahnen wir noch nicht als morgens um 4 Uhr der Wecker klingelt. Wir wollen zufuß zu Machu Picchu hoch laufen um vor den Bussen dort zu sein und obwohl das Tor erst um 5 öffnet müssen wir uns in eine kleine Schlange einreihen.
Halb so wild, wir schaffen es trotzdem mit die ersten auf dem Gelände zu sein und obwohl Marco eigentlich so gar keine Lust auf den heutigen Tag hatte: der Ort ist einfach magisch! Vor allem da das riesige Gelände noch menschenleer ist, können wir ein paar ruhige Minuten in der Sonne genießen.
Im 15. Jahrhundert haben die Inkas die riesige Anlage auf über 2300 Höhenmetern auf einem Bergrücken zwischen dem Huayna Picchu und dem Machu Picchu Berg erbaut. Teilweise wurde die Anlage für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, weshalb alles terrassenförmig angelegt war; aber es gab auch Werkstätten, Wohnhäuser, Tempel und eine königliche Residenz.
Mit unserem Ticket haben wir noch die Möglichkeit auf den „Machu Picchu Berg“ (Machu Picchu Montana) zu gehen, was wir natürlich trotz der anstrengenden letzten Tage machen wollen um einen guten Überblick über die komplette Inkastätte zu bekommen. Über eine Stunde dauert der Aufstieg über winzige Steinstufen aber von oben ist die Sicht wirklich nochmal anders und ebenfalls besonders. Vor allem spielt das Wetter sehr gut mit und die Sonne lacht die ganze Zeit für uns.
Nach ca. 6 Stunden verabschieden wir uns von Machu Picchu und seinen (inzwischen enormen) Touristenmassen. Zufuß gehts wieder zurück nach Aguas Calientes um die Rucksäcke im Hostel abzuholen. Vom ganzen rumlaufen sind wir k.O. aber wir müssen uns direkt auf den Rückweg nach Hidroelectrica machen um am Abend noch einen Bus nach Cusco zu erwischen. Die Strecke entlang der Bahn zieht sich unheimlich in die Länge und kurz vor Ende geraten wir in einen fiesen Regenschauer! Super, kurz vorher haben wir uns auf Grund der Hitze noch Regen gewünscht, aber so viel? Innerhalb kurzer Zeit sind unsere Hosen, Socken und Schuhe (trotz Poncho) nass und als ein kleiner Unterstand kommt, ergreifen wir die Chance; machen kurz Halt und siehe da: es gibt Bier! Also Abwarten und Bier trinken 😉
Nachdem der Regen nachgelassen hat gehen wir weiter und bekommen direkt in Hidroelectrica ein Collectivo; also nur noch 6 Stunden in nassen Sachen im Auto sitzen. Wir sind froh als wir in Cusco ankommen aber ein Hindernis steht uns noch bevor: wir haben unsere Sachen während dem Trek im Hostel Frankenstein gelassen aber kein Zimmer für die Rückkehr reserviert, da wir auf Grund der Streiks nicht wussten wann wir es tatsächlich zurück schaffen. Natürlich ist kein Zimmer mehr frei und wir müssen uns im 23 Uhr noch ein neues Hostel suchen… Geht zum Glück schneller als gedacht und wir fallen todmüde in unsere Betten. Die nächsten zwei Tage vertrödeln wir noch in Cusco bevor wir uns von Cusco und Peru verabschieden.
Der nächste Bericht kommt also aus: BOLIVIEN!
Eure Tramps