Vor ziemlich genau 3 Jahren haben wir unsere Zelte in Deutschland abgebrochen um ein Jahr um die Welt zu reisen. So einfach das klingen mag, so leicht ist uns weder die Entscheidung gefallen noch war der Weg dahin ein leichter.
Konflikte, Zweifel, Gewissensbisse und auch Angst vor dem Ungewissen haben uns in den Monaten davor viele unruhige Nächte bereitet.
Was wenn es nicht das richtige für uns ist? Was wenn wir uns ins Ungewisse stürzen und es dann gar nicht mögen von einem Ort zum nächsten zu fliegen/fahren/laufen? Was wenn wir Heimweh bekommen und am Ende vielleicht gar kein Jahr unterwegs sind? Was wenn uns etwas passiert?
Mit den Gedanken im Hinterkopf haben wir im Vorfeld für uns beschlossen, dass wir dem Ganzen Abhilfe schaffen können, indem wir uns in die Planung der Reise stürzen!
Unzählige Listen – von To-Do Listen über Was-wird-behalten-was-wird-verkauft-Zettelchen bis hin zur Impf-Empfehlungs-Liste vom Hausarzt- flatterte alles mögliche durch unsere Wohnung.
Wir wollten am besten für alles gewappnet und auf alles vorbereitet sein. Somit würde das große Ungewisse schließlich berechenbarer und weniger Angsteinflößend, oder? Wir würden ja nicht eben nur in Urlaub fahren…
Wir haben also fleißig die Listen abgearbeitet: Sachen aussortiert, verschenkt, verkauft; überflüssige Versicherungen und Verträge gekündigt; Reiseführer gewälzt und dabei kleine Markierungen an den Stellen hinterlassen die wir besuchen wollten; Richtlinien bzgl. Visa studiert und und und…
Das klingt nach einem großen Aufwand, richtig? Tja, das war es auch. Aber der ganze Zirkus hatte auch was gutes: Wir waren beschäftigt, fühlten uns gut vorbereitet und sicher.
Außerdem kam irgendwann der Punkt an dem wir genug hatten: genug von den niemals enden wollenden Listen und auch genug von der Planung. Wir wollten einfach nur noch los!
Es hatte also „Klick“ gemacht und ein Schalter legte sich in unseren Köpfen um: wir wussten das irgendwann der Moment kommen würde auf den wir nicht vorbereitet sein würden und auch das wir irgendwann irgendwo stehen würden und nicht wüssten was es an dem Ort wohl so interessantes zu sehen geben sollte, das er es in Reiseführer xy geschafft hatte.
Wir hatten einen groben Plan und eine Route für das erste halbe Jahr im Gepäck und dann kam – wie sollte es auch anders sein – alles anders als wir es hätten planen können.
Hätte uns jemand an dem Morgen am Flughafen gesagt, dass wir in 3 Jahren immer noch nicht zurück in unserem Leben in Deutschland wären, dann hätten wir vermutlich hysterisch gelacht oder geweint (immerhin waren wir echt nervös).
Die Reise hat unsere Sicht auf Vieles verändert: Wir wollen mehr im Heute leben!
Ein kurzes Beispiel: Von klein auf lernen wir, dass wir fleißig in der Schule sein müssen um anschließend zu studieren und einen guten Job zu finden. Dieser gute Job wird uns dann ein gutes Leben ermöglichen. Klingt ganz simpel, oder? Als hätte ich gerade die Formel für Glück aufgeschrieben!
Aber irgendwie gibt uns das doch zu verstehen das wir nur glücklich und zufrieden sein können wenn wir XY erreicht haben. Haben wir das Ziel dann erreicht, brauchen wir ein neues Ziel das wir anstreben können; genießen aber nicht das was wir gerade erreicht haben.
Wenn wir uns also laut meiner simplen Glücks-Formel im Level „Guter Job = Gutes Leben“ befinden, warum leben dann alle nur für das Wochenende? Oder für den nächsten Urlaub? Oder warten darauf „Endlich in Rente zu gehen“ damit ich dies oder jenes machen kann?
Wir wollen nicht auf irgendwas warten, sondern leben im Moment einfach so wie es uns glücklich macht, auch wenn das nicht der ganz „normale“ Weg ist. Denkt daran: Das „andere“ ist schließlich nicht schlecht sondern einfach anders!