Vor ein paar Wochen stand der Ausflug zu den Iguazú-Wasserfällen schon gar nicht mehr auf unserem Plan. Wir hatten zum einen keine Zeit mehr dafür, zum anderen war es uns einfach zu teuer und unser Bedarf an Wasserfall-Besichtigungen war fürs erste auch mal gedeckt. Das Interesse hatte sich ein bisschen gelegt, doch nachdem wir den Flug nach Neuseeland verschoben hatten um die letzten 2 Monate in Südamerika richtig auszukosten, stand der größte Wasserfall der Welt wieder ganz oben auf der Liste!
Da die Wasserfälle an der Grenze Brasilien-Argentinien liegen, fliegen wir von Rio nach Foz do Iguacu (Brasilien) und besuchen von dort beide Seiten der Wasserfälle. Immerhin hat uns bisher jeder dazu geraten beide Seite anzusehen wenn wir denn Zeit dazu hätten. Und wenn wir eins haben dann ist es Zeit.
Da die Gegend um die Wasserfälle zum subtropischen Regenwald zählt sind sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit sehr hoch und obwohl es in Rio schon sehr warm war, erschlägt uns die schwüle Luft erstmal.
Die Iguazú-Fälle bestehen aus fast 300 Wasserfällen (ca. 20 große sowie knapp 260 kleine Wasserfälle) und erstrecken sich über eine Breite von ca. 2,7 km. Das macht sie (der Breite nach) zu den größten Wasserfällen der Welt und nicht umsonst sind sie UNESCO Weltkulturerbe. Ca. 2/3 der Wasserfälle liegt in Argentinien und 1/3 in Brasilien.
Die brasilianische Seite der Wasserfälle
Mit dem Bus fahren wir für kleines Geld in den Nationalpark Iguacu auf der brasilianischen Seite. Nachdem wir den Eintritt bezahlt haben, bringt uns der parkeigene Bus zur Endstation: ein kleiner Wanderweg führt durch den Wald entlang der Wasserfälle und endet an einer Aussichtsplattform. Diese Seite der Wasserfälle ist vor allem für das tolle Panorama bekannt und wir müssen sagen: Egal wie viele Wasserfälle wir in den letzten Monaten gesehen haben, dieser ist wirklich atemberaubend und mehr als ein WOW haben wir bei dem Anblick wirklich nicht herausbekommen. Die Größe, die Wassermassen, die Lautstärke des Wassers…wirklich beeindruckend und schwer vorstellbar. Wir haben wirklich eine Menge Fotos gemacht und noch ein Video, damit ihr euch das besser vorstellen könnt.
Am Ende des kurzen Wanderwegs kamen wir an der Hauptattraktion der brasilianischen Seite an: Der Teufelsschlund! Mit 150m Breite und 700m Tiefe ist das wohl der größte Teil der Wasserfälle. Über einen Steg gelangt man ganz nah an die Schlucht und wird ordentlich nass. Da wir wirklich super Wetter hatten, war gegen eine Abkühlung natürlich nichts einzuwenden.
Ein unglaubliches Naturschauspiel, wenn man dem Wasser dabei zusieht wie es in die Tiefe stürzt ist das irgendwie hypnotisierend und wir gucken uns das ganze noch eine Weile an bis wir uns auf den Rückweg nach Foz do Iguacu machen.
Ein Tag in Argentinien – Die andere Seite der Wasserfälle
Mit dem Bus fahren wir am nächsten Tag ganz früh von Brasilien nach Argentinien (und das in ca. einer Stunde, inkl. Einreise) um dort den Nationalpark Iguazú zu besuchen, welcher sowohl das Gebiet der Wasserfälle als auch die umliegenden Regenwälder und ihre Tiere schützt.
Der argentinische Teil der Wasserfälle und auch der Nationalpark dort sind viel größer als auf der brasilianischen Seite und mit einer kleinen Eisenbahn fahren wir gleich zu Beginn zum Teufelsschlund, den wir ja von der brasilianischen Seite schon bestaunen konnten. Der Unterschied: auf der argentinischen Seite läuft man über einen ca. 1km langen Steg, der erst über den Fluss Parana führt und schließlich direkt an/über dem Teufelsschlund endet. Wir sind wirklich froh das wir so früh an sind, denn es ist noch nicht so viel los und wir können die Aussicht in Ruhe bestaunen. Die Gewalt mit der sich das Wasser seinen Weg in die Tiefe bahnt, die Wassermassen, die Gicht die uns entgegenströmt und teilweise die Sicht raubt und der kolossale Lärm den das Wasser verursacht; all das versetzt uns wirklich schon wieder in staunen! Ich kann mich nur wiederholen, aber das war absolut atemberaubend!
Nachdem es sich langsam füllt, treten wir den Rückzug an und fahren mit der Bahn zurück zu unserem Ausgangspunkt. Von dort können wir auf zahlreichen Wanderwegen/Bordwalks den Nationalpark erkunden und immer wieder boten sich uns spektakuläre Aussichten auf die Wassermassen, die mit unheimlichem Getöse in die Tiefe stürzen. Nachdem wir gestern so eine tolle Aussicht auf die Wasserfälle hatten, dachten wir das wäre nicht mehr zu toppen, aber diese Seite ist einfach anders und mindestens genauso beeindruckend. Vor allem weil man den Wassermassen permanent so nah ist, dass man eigentlich die ganze Zeit in einem leichten Sprühregen bzw. der Gicht der Fälle läuft.
Außer den Wasserfällen haben uns noch andere Sachen gut gefallen: die Schmetterlinge, die uns schon fast wie eine Plage permanent umschwirrt haben und besonders die Nasenbären. Die Nasenbären (Coatis) sind sowohl auf der brasilianischen als auch auf der argentinischen Seite massenweise zu finden und obwohl sie niedlich aussehen, sind sie gar nicht so ungefährlich. Dadurch das Besucher sie immer mit Futter anlocken wollen um sie zu streicheln, werden die Nasenbären immer dreister und sind inzwischen so versessen auf Besucher, dass sie sich förmlich auf Taschen, Tüten oder Rucksäcke stürzen sobald man mal was unbeaufsichtigt liegen lässt. Da sie bei solchen „Überfällen“ schon öfter Menschen mit ihren spitzen Zähnen und Krallen verletzt haben, stehen im gesamten Park Warnschilder, doch viele Touristen versuchen trotzdem sie anzulocken und sind dann überrascht wenn sich das vermeintlich „süße Tierchen“ (wir reden hier immer noch von wilden Tieren) als Kratzbürste herausstellt und sich gegen die Annäherungsversuche und das gestreichelt werden wehrt.
Ein Abstecher zum Itaipu-Staudamm
Bevor wir uns auf den Weg nach Paraguay machen, wollten wir noch das Wasserkraftwerk bzw. den Staudamm Itaipu an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay sehen. Das Gemeinschaftsprojekt der beiden Länder erzeugt so viel Energie, dass 80% des Stroms in Paraguay und 20% des Strombedarf Brasiliens gedeckt werden! Neben diesem positiven Effekt und der Tatsache das so „sauber“ Strom gewonnen wird, hat der zweitgrößte Staudamm der Erde allerdings auch negative Folgen : Durch seinen Bau wurde die Umwelt irreparabel beschädigt, große Teile des subtropischen Regenwald abgeholzt und tausende Ureinwohner (mehr als 36.000) verloren ihre Heimat und mussten zwangsweise umgesiedelt werden. Außerdem wurde zur Errichtung des Kraftwerks ein Wasserfall (Sete Quedas) zerstört, der den Iguazú-Fällen ebenbürtig gewesen ist.
Paraguay
Nach ca. einer Woche in Foz do Iguacu stand endlich nochmal eine 6-stündige Busfahrt an: Von Brasilien nach Asuncion in Paraguay.
Zum Glück sind wir ohne jegliche Erwartungen nach Asuncion gefahren, denn die wurden noch unterboten. Wir haben diverse Male gehört, dassdie Stadt so untouristisch ist, dass sich manche Einheimischen tatsächlich fragen wie man es nach Asuncion geschafft hat. Und auch wir wurden auf der Straße oft angestarrt, da wir zu den wenigen Touristen zählten. Leider hat die Stadt wirklich so gar nichts zu bieten und das wenige was es zu sehen gibt (z.B. das Panteon de los heroes) ist dazu noch eingerüstet. Warum also irgendwas aus den Fingern saugen um euch hier zu langweilen? Wir haben eine Woche wirklich extrem nichts gemacht, dafür aber sehr viel und sehr gut gegessen. Zu unserer Freude konnten wir eine deutsche Bäckerei ausfindig machen und haben uns dort jeden Tag mit Teilchen und Brot versorgt. Vor der Reise konnten wir Brot schon nach 2 Tagen nicht mehr sehen, aber da es in ganz Südamerika nur labberiges, helles, Toastbrot ähnliches „Brot“ gibt, war es wirklich eine Wohltat nochmal richtiges Brot zu essen!
Für uns heißt es morgen Abend nach 298 Tagen Abschied nehmen. Wir schließen das Kapitel Südamerika und machen uns endlich auf den Weg nach Neuseeland!
Also bis bald,
Eure Tramps
Ein Gedanke zu „Iguazú-Wasserfälle und Paraguay – Urlaub im „Urlaub“ Teil II“
Hallo ihr beiden, hab den link zu eurem Blog auf dem Handy wieder gefunden. Schön zu lesen, dass ihr immer noch unterwegs seid. Ich hoffe, ihr hattet bis jetzt viele tolle Erfahrungen und seid das Reisen noch nicht leid 😉
LG,
Janis (hatten uns in Chachapoyas in Peru kennengelernt)